Luga-Zytig Luga 2024

Eine Verbindung fürs Leben

Gilles Müller, Charlotta Rogerson und Patrick Rüegg haben etwas gemeinsam: die Liebe zum Pferd. Diese hat sie nicht nur in den Spitzensport gebracht, sondern auch viel fürs Leben gelehrt.

Text: Cornelia Heimgartner, Daniela Barmettler / Bilder: Cornelia Heimgartner, Massimo Argeziano

Im Kamin knistert das Feuer, draussen auf der Wiese wiehern Pferde durch den Morgennebel – das ist Reiterhofidylle in Corcelles (NE). Hier lebt, arbeitet und trainiert der 21-jährige Springreiter Gilles Müller. Er gehört dem U25-Nationalkader an und zählt zu den «Top Talents» des Nachwuchsförderungsprogramms von Swiss Equestrian, dem Dachverband für den Schweizer Pferdesport. «Hätte man mir vor wenigen Jahren gesagt, dass ich heute hier stehe, hätte ich es nicht geglaubt», sagt Gilles. 

Auf dem Weg zum Profisport

Nachdem der gebürtige Luzerner letztes Jahr sein BWL-Studium abgeschlossen hatte, entschied er sich, alles auf die Karte Profisport zu setzen – ein steiniger Weg, wie er weiss: «Es braucht viel Knochenarbeit, wenn man vom Pferdesport leben möchte. Aber die Pferde haben mein Leben von klein auf geprägt.» Er erinnert sich an wilde Ponyritte: «Meine damalige Reitschule organisierte Fuchsschwanzjagden. Dabei galoppiert man durch Wälder, Felder und Flüsse. Meine Ponys hatten zwar keine Chance gegen die grossen Pferde, aber es hat mich ermutigt, den rasanten Ritt mitzumachen und dabei meinem Tier zu vertrauen.» Nicht nur diese guten Voraussetzung bringt Gilles mit, um im Profisport Fuss zu fassen. «Ich habe mit Giavanna ein tolles Pferd an meiner Seite, das ich seit vielen Jahren selbst ausbilde», erklärt er. Das gemeinsame Durchlaufen von Trainings- und Entwicklungsphasen schaffe Vertrauen zwischen Reiter und Pferd – für Gilles das zentrale Element im Reitsport.

Erfahrungen weitergeben

Szenenwechsel. Am Rand des Reitturniers in Bern treffen wir Dressurreiterin Charlotta Rogerson. Sie gibt ihrer Nachwuchsreiterin Mirjam Bachmann letzte Tipps mit in den Wettkampf, die Atmosphäre ist angespannt. «Ich weiss, wie man sich fühlt, wenn man als junges Talent nach den Sternen greifen möchte und sich selbst viel Druck macht. Doch die Pferde haben mich gelehrt, geduldig, respektvoll und doch zielstrebig zu sein», sagt Charlotta. Dieses Selbstbewusstsein will sie nun als Trainerin an Nachwuchsreiterinnen und -reiter weitergeben. 


«Die Kraft dieser wundervollen Tiere und gleichzeitig ihre Sanftmut faszinieren mich bis heute.»

Patrick Rüegg



Schritt für Schritt an die Weltspitze

Für die 25-jährige Meggerin ist klar, dass eine frühe Förderung entscheidend ist: «Als Kind setzte ich mich am liebsten ohne Sattel auf das Pony und streifte durch die Wälder. Ich schulte nicht nur mein Gleichgewicht, sondern auch, mich auf natürliche Art in das Tier hineinzufühlen.» Diese Verbindung hat Charlotta weit gebracht. Sie hat alle Stufen der Sportförderung durchlaufen und bereits Grosses erreicht. Letztes Jahr schaffte sie den Sprung in das Elitekader und hat mit ihrer Leistung der Schweiz einen Startplatz im Dressurreiten an den Olympischen Spielen in Paris 2024 gesichert. Eine entscheidende Etappe in ihrer Karriere – und trotzdem steht sie an einem Wendepunkt. «Meinen Startplatz in Paris habe ich nicht auf sicher. Dazu muss ich diesen Frühling vollen Einsatz zeigen, und vor allem müssen mein Pferd und ich gesund bleiben.»

Mit harter Arbeit bis zum Spitzensport

Von sorglosen Stunden draussen in den Wäldern mit einem Pony bis zum internationalen Spitzensport – auf diesen Werdegang darf auch Patrick Rüegg aus Altwis blicken. «Als ich als Kind zum ersten Mal auf einem Pony einen geführten Spaziergang durch den Wald machen konnte, war es um mich geschehen.» So hat er als kleiner Junge in einer Reitschule reiten gelernt. «Ich hatte keine Privilegien und keine Pferdefamilie im Rücken, sondern musste mir alles mit Fleiss und Durchhaltevermögen erarbeiten», erinnert er sich. «Die Kraft dieser wundervollen Tiere und gleichzeitig ihre Sanftmut faszinieren mich bis heute. So hat mich die Liebe zu den Pferden trotz aller Widrigkeiten nie losgelassen.»


«Die Pferde haben mich gelehrt, geduldig, respektvoll und doch zielstrebig zu sein.»

Charlotta Rogerson



Vielseitig – in allen Belangen

Dies hat sich ausbezahlt: Patrick ist heute eidgenössisch diplomierter Reitlehrer, unterrichtet am Bildungszentrum INFORAMA Berufsleute der Pferdebranche und gehört zum Elitekader der Vielseitigkeitsreiter. Diese Disziplin wird oft mit dem Zehnkampf verglichen und umfasst Spring-, Dressur- und Geländereiten. Sie erfordert eine einzigartige Kombination aus Technik, Geschwindigkeit, Mut und Partnerschaft. Die Wichtigkeit dieser Partnerschaft unterstreicht Patrick: «Ich reite mein Pferd Fifty-Fifty, seit sie vier Jahre alt ist. Ich habe sie selbst ausgebildet. Wir haben eine unglaublich starke Bindung.» Bei einer so vielseitigen Disziplin ist natürlich auch Abwechslung im Training gefragt. Patrick hält sich fit mit Schwimmen, Krafttraining, Gleichgewichtsübungen und Joggen. Zurzeit liegt der Fokus ganz auf Paris 2024: «Wenn ich in den Selektionsturnieren im Frühling gute Resultate erziele, dann kann es mit Olympia klappen.»



Sonderschau «Pferd» an der Luga

Die Sonderschau nimmt dich mit in die faszinierende und vielseitige Welt der Pferde: Verfolge rasante Wettkämpfe, besuche wunderschöne Zuchtstuten und ihre Fohlen, lass dich von eindrücklichen Vorführungen verzaubern und erfahre mehr über die Angebote in der Zentralschweiz.

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